Fahrradhilfsmotoren - ein "heißes" Stück Eisen zurück zur
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Was ist an Fahrrad-Hilfsmotoren so interessant, dass man diesen eine ganze Seite widmen sollte ?

Nun, die Hilfsmotoren sind die einfachste Art, ein Fahrzeug zu motorisieren. Besonders in Notzeiten wie der Nachkriegszeit war dies oft die einzige Möglichkeit für breite Schichten der Bevölkerung, billig und trotzdem auf relative bequeme Art und Weise von A nach B zu kommen. Mit steigendem Wohlstand stieg auch der Anspruch des Verkehrsteilnehmers auf höherwertigere Fahrzeuge. So ist es kein Wunder, dass die Ära der Fahrradhilfsmotoren in den späten Fünfziger Jahre zu Ende war.

Umso erfreulicher ist es, wenn heutzutage viele Menschen, die einem bei einer "Hilfsmotorausfahrt" begegnen, sehr interessiert sind an diesen kleinen Knattermaschinen.
Wie ist nun die Definition eines "Fahrrads mit Hilfmotor" ?

Der Gesetzgeber hat heute leider auch die "Mofas 25", die nicht allzuviel Ähnlichkeit mit einem Fahrrad haben, in diese Kategorie eingeordnet. Diese sollen hier aber unberücksichtigt bleiben.
Eine gängige Eingrenzung eines richtigen Fahrrads mit Hilfsmotor lautet:
Fahräder, die nachträglich oder von Werksseite aus mit einem Motor versehen wurden - und - Kombinationen von Motoren und verstärkten Fahrradgestellen, die als Einheit ausgeliefert wurden, sich jedoch auch mit Pedalkraft fortbewegen lassen.
Hersteller und Modelle

Die Fahrradhilfsmotoren lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen, jenachdem, wo der Motor am Fahrrad befestigt wird:
- über dem Vorderrad, z.B. Rex
- unter dem dem Tretlager, z.B. Lohmann
- links neben dem Hinterrad, z.V. Vicky.
Eine andere Einteilung erbgibt sich aus der Art des Antriebs z. B. durch eine Reibrolle auf den Gummi des Reifens oder über Keilriemen oder Ketten auf am Vorder- oder Hinterrad befestigte Zahn- oder Riemenscheiben.
Die allermeisten Fahimos waren aufgrund der Einfachheit der Konstruktion als Zweitakter ausgelegt, d.h. dort gibt es nur wenige bewegte Teile. Eine der wenigen Ausnahmen ist der "Eilenriede", der als Viertakter von der Fa. Paffrath aus Linz am Rhein hergestellt wurde.

Hier sollen nur ein paar Motorenhersteller mit Stichworten angegeben werden, bei denen es sich um die bekanntesten und heute noch am relativ verbreitesten handelt:
"Rex mit Riemen"
... wird als "König der Oldtimer" bezeichnet, da dieser zu seiner Zeit Anfang der 50'er Jahre sehr beliebt war. Ein Motor mit anfangs 31 ccm (FM31) über dem Vorderrad treibt über einen Keilriemen eine am Vorderrad in den Speichen zentrisch befestigte Keilriemenfelge an.
Nachfolgende Typen hatten einen höheren Hubraum (FM34, FM50) und konnten dann mit entsprechenden Anbauteilen auch im Fahrradrahmen befestigt werden.
Lohmann
Wer sich mit Hilfsmotoren beschäftigt, wird auf jeden Fall über diesen Namen stolpern, handelt es sich doch geradezu um einen besonderen Motor, um den sich einige Anekdoten ranken.
Das Funktionsprinzip dieses Motors ist im Bereich der Hilfsmotoren ziemlich einzigartig, vergleichbar mit diesen kleinen Modell-Diesel-Motoren die früher für Modellflugzeuge eingesetzt wurden. Er ist ein gemischverdichtender Selbstzünder, wobei die Kompression durch eine verschiebbare Zylinderlaufbuchse geregelt wird. Der Motor hat lediglich 18ccm Hubraum.

Legendär ist die dem Motor beigefügte Bescheinigung, die nachweist, dass der Motor im Werk zumindest einmal angesprungen ist, was im normalen Betrieb nicht ganz selbstverständlich war.
Vicky
Der "Vicky FM38/38L"-Hilfsmotor gehört zu den bekanntesten und beliebtesten seiner Zeit. Es handelt sich hierbei um einen der Sorte "Links vom Hinterrad mit Kette und Tank als Gepäckträger".
Richtig berühmt wurde der Motor durch die 1951 durchgeführte Rekordfahrt. Ein gewisser Georg Dotterweich - welch ein Name - stellte hierbei auf der Autobahn München - Ingolstadt am 12. Mai 1951 gleich mehrere Rekorde in der 38ccm- Klasse auf. Selbst Stürze durch Windböen konnten den Piloten damals nicht von seinen Taten abbringen. Das war sogar dem in diesem Jahr amtierenden Bundesverkehrsminister Seebohm ein eigenhändiges Glückwunschtelegramm wert.
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Literatur
Es gibt noch so viele weitere Fahrradhilfsmotoren, die durch die verschiedenen Konzepte jeweils einzigartig sind. Bislang sind meines Wissens nach mindestens 3 Bücher erschienen, die sich mit den Thema "Fahrradhilfsmotoren" beschäftigen. Leider weiß ich nicht, ob die ersten beiden noch neu zu erwerben sind. Jeder, der sich für das Thema interessiert und dem eines der Bücher angeboten wird, sollte auf jeden Fall zugreifen - es lohnt sich:

"Stottervelos Straßenflitzer" von Christian Ehlers
ISBN 3-922843-32-8
Moby-Dick-Verlag

"Deutsche Fahrradmotoren 1898 bis 1988" von Manfred Nabinger
ISBN 3-923448-49-X
Verlag Podszun Motorbücher

"Hilfsmotoren, Stadtrutscher und Mopedträume" von Manfred Nabinger
ISBN 3-86133-320-1
Verlag Podszun-Motorbücher GmbH
(neu erschienen in 2003 !)